Weit über 9.000 Spielhallenbetriebe mit insgesamt ca. 15.000 Spielhallenkonzessionen mit ca 180.000 Geräten ziehen in Deutschland den Bürgern das Geld aus der Tasche. Es handelt sich oft um aufwändig gestaltete Räume mit einer diskreten Möglichkeit, sein Geld zum Fenster hinaus zu werfen. An jeder Ecke wird auf den großen Spaß hingewiese, auf Spannung und höchsten Genuss. Neue Chancen, schnelle Gewinne und, und, und......... Leider macht nur der Betreiber schnelle Gewinne.
Nunmehr hat der Gesetzgeber gehandelt und hat die Spielhallenbetreiber in ihrer Standortwahl beschnitten. In der Nähe von Schulen darf nun keine Spielhalle mehr betrieben werden. Auch die Massierung von Betrieben auf engem Raum ist einsgeschränkt worden. Dagegen laufen die Betreiber Sturm. Und? Na klar, wie so oft in unserer Gummijustiz gibt es Auswege aus dem Dilemma für die Spielhallenbetreiber. Schon jetzt gibt es Hunderte von Ausnahmeregelungen und dort, wo das Gestz tatsächlich greift, sind es meist Betriebe, die ohnehin nicht so rentabel laufen, wie man sich das vorgestellt hatte.
Die Folgen der Spielsucht sind verheerend. Die Kosten für die Therapien der Betroffenen und oft auch der Angehörigen übersteigen bei weitem die Steuereinnahmen. Weitere Folgen sind Arbeitslosigkeit durch Spielen, Familientrennungen und Überschuldung. Spielsüchtige sind wie alle Süchtigen lebenslang gefährdet. Das Gefährdungspotenzial kann nur minimiert werden, wenn Spielhallen in der jetzigen Form und Geldspieler rigoros verboten werden. Die Spielsucht im Internet führt noch galoppierender zum Ruin. Sie ist aber in der Regel erst mal beendet, wenn das Bankguthaben nicht mehr ausreicht.
Wie funktioniert nun eigentlich so eine Spielhalle? Wie bereits erwähnt, handelt es sich meist um baulich komfortable Einrichtungen. Eine Vielzahl von Bau-, Ordnungs- und Gewerbevorschriften regelt den Spielhallenbetrieb.
So ist die Fläche, die benötigt wird vorgeschrieben und richtet sich an der Anzahl der Geräte aus. Außerdem muss die Spielstätte als geeignet erscheinen. Der Betreiber muss eine Gewerbegenhmigung nach § 33c Gewerbeordnung haben, Brandschutz und andere Sicherheitsbestimmungen müssen erfüllt werden und außerdem sind Hygieneräume, wie Toiletten und Waschgelegenheiten vorzuhalten. Meist haben die Betriebe eine Theke, an der Sie Geld wechseln, Kaffee und kleine Snacks ausgeben (meist kostenlos). Für Toiletten und Empfang müssen insgesamt nochmals 30 m2 vorgehalten werden.
Auch die technischen Voraussetzungen sind nicht unerheblich. So müssen die Geräte sämtlich von der PTB (Physikalisch Technische Bundesanstalt in Braunschweig) zugelassen sein. Auch die Überprüfung alle zwei Jahre findet durch den TÜV nach PTB-Richtlinien statt. Es ist genau geregelt, wie lange ein einzelnes Spiel dauern muss, wieviel man maximal in der Stunde verlieren darf und wieviel man in der Stunde gewinnen kann.
Geldspielgeräte findet man auch in Gaststätten und Vereinsheimen. Bis zu drei Geräte (künftig 2) dürfen auch hier nach den gleichen Regeln betrieben werden. Die Erlöse dienen den Pächtern der Gaststätten oft als gutes Zubrot für die monatlichen Kosten. Meist erhalten sie 40 bis 50 Prozent des Überschusses aus den Geräten.
Lohnen sich denn alle diese Aufwendungen für die Aufsteller der Geräte überhaupt, wenn alles so genau regelemenstiert ist? Für die allermeisten kann man die Frage mit einem klaren JA beantworten. Zugegeben, viele Spielhallen sind durch die restriktiven Vorschriften bezüglich der Abstandsregelungen zu gleichartigen Betrieben, Schulen oder Wohngebietsnähe von der Schließung bedroht oder bereits geschlossen worden. Das macht aber gar nichts. In den Randgebieten tauchen Betriebe in Gewerbehallen oder aufgegebenen Gewerbebetrieben wieder auf. Und meist sind diese doppelt so groß wie vorher. 3 Konzessionen draf ein Betreiber haben, also 36 (neu nur noch 3 x 8 = 24) Geräte betreiben. Durch geschickte Firmenverflechtung entstehen Betriebe, die 6 oder gar 9 Konzessionen vereinen. Gigantische Spielcenter, die - wie man oft sagt - von "bestimmten" Personengruppen betrieben werden. Hierzu möchte ich keine Wertung abgeben.
Auch wenn solche Betriebe oft Fixkosten von 50.000 Euro und mehr haben, schießen sie weiter aus dem Boden und bereiten auch den Städten auf diese Weise große Freude. Die Kommunen langen nämlich mit ihren Konzessionsabgaben und Vergnügungssteuern mächtig hin.
Die Automatenbranche hat eine hervorragend etablierte Lobby und konnte immer wieder verhindern, dass wirksame Restriktionen ihnen das Leben unmöglich machten. Man drohte bereits 2011 mit Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe, Gewerbestuerausfällen in ähnlicher Höhe und natürlich gehörte zu der populistischen Bangemacherei auch der Verlust eines ganzen Segmentes im Arbeitsmarkt. Immer wieder führten sie an, dass sie 30.000, an anderer Stelle 60.000 Arbeitnehmer beschäftigen wurden. Der Verband sprach sogar von "weit über 100.00" Arbeitnehmern.
Diese Zahlen sind allesamt zu relativieren und vor allem zu validieren. Allein die unterschiedlichen Angaben der Arbeitnehmerzahlen geben zu denken. Zunächst war die Branche ein massiver Gegener des Mindestlohnes und so gilt zu vermuten, dass die meisten Beschäftigten auch heute Mindestlohn erhalten. Die wenigsten sind in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Die wenigsten sind es auch, die korrekten Lohn erhalten: Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung sind in vielen Betrieben unbekannt. Es handelt sich aber um kühne Schätzungen, da die Betreiber nach dem Grundsatz "ubi quia querens nullum iudicem" in der Grauzone in Deckung bleiben. Die Arbeitnehmer jedenfalls haben wie in vielen Bereichen Angst um ihren kargen Verdienst und klagen hier nicht an.
Warum sind Spielhallen und Geldspieler so gefährlich?
Die Deutsche Gesetzgebung und Verordnungsmethodik ist dafür bekannt, uns immer seidenweiche Kompromisse als scharfe Gesetze zu verkaufen. Zu BSE-Zeiten haben alle Länder Tiermehl und Tiermehlbestandteile ad hoc verboten. In Detuschland durften die Vorräte erst einmal aufgebraucht werden. Hierfür hat man sich sogar die Mühe gemacht eine EU-Ausnahmsgenehmigung einzufordern. Nichts ist bei uns so dringlich, als dass man klare Entscheidungen ohne Ausnahme fällt. Man sieht es an der Autoindustrie. Der Steuerzahler wird indirekt die Folgen der Verbrechen - und das ist Betrug zweifelsfrei - der Industrieverantwortlichen tragen müssen. Frau Merkel ist hierbei eine ganz besondere Künstlerin aber auch Schröder und Kohl haben musterhaft solche Regeln verfügt.
Was ist an Spielhallen denn so gefährlich? Warum sollten wir scharfe Regeln, ja sogar Verbote erlassen? Die Gewerbe- und Berufsfreiheit ist doch grundgesetzlich verbrieft. Kann man da einfach eingreifen. Natürlich kann man es. Der Staat muss es im Rahmen seiner Fürsorgepflicht für die Bürger sogar tun. Hier besteht keine Kannsituation, sondern es ist eine klare und eindeutig ebenafalls grundgesetzlich geregelte Pflicht. Jeder Bürger hat das verfassungsmäßige Recht auf körperliche Unversehrtheit. Spielgeräte mit Gewinnmöglichkeiten haben ein gefährliches Suchtpotenzial. ca 440.000 Menschen sind spielsüchtig. Die weitaus meisten davon durch Automatenspiel.
Die Spielsucht hat verheerende Phasen. Zunächst spielt der Betroffene nur gelegentlich und vor allem heimlich. Dann hat er den Initialzünder. Er gewinnt ein zwei mal höhere Geldbeträge. Im Vertrauen auf die Wiederholung setzt er erneut Geld ein. Kein Spieler saldiert hierbei Gewinn und Verlust. Wenn die Gewinne ausbleiben, werden oft die Einsätze erhöht bis irgendwann das Geld nicht mehr reicht. Spielsüchtige haben berichtet, dass das Spielen wir ein Lösungsmittel wirkt: Es löst zunächst das Bankkonto auf, später dann die Familie und dann die gesamte Existenz. Betroffene berichten, dass sie expressis verbis "Haus und Hof" verspielt hätten und dabei 6-stellige Beträge nur so durch die Hand gerieselt seien. Später waren sie dann obdachlos, erwerbslos und allein. Die Sucht ist aber nicht beendet, wenn kein Geld mehr da ist. Wie bei allen Süchtigen tritt auch hier oft die Beschaffungskriminalität ins Leben der bis dato unbescholtenen Bürger.
Es wäre müßig, den Betroffenen in diesen Phasen zu erklären, dass sie dem größten Irrtum ihres Lebens erlegen sind. Aufklärung als erste Präventionsmaßnahme könnte schon in den Schulen im Rahmen des Mathematikunterrichts erfolgen.
Während jeder weiß, dass es sehr schwer ist, im Lotto zu gewinnen (auch hier gibt es Unvernünftige und Süchtige), ist das Risiko beim Automatenspiel etwas nebulöser. Es ist aber doch einleuchtend wie das Spiel gespielt wird. Der Erfinder will einen Anteil am Gewinn, der Hersteller auch. Der Großhändler und der Automatenaufsteller ebenfalls. Der Vermieter der Immobilie will auch nicht außen vor bleiben. Die Stadtwerke liefern den Strom ebenfalls nicht kostenlos und - fast hätte ich es vergessen - der Staat will einen gewaltigen Batzen Geld mitverdienen. Wie kann man sich dann einbilden, auf Dauer - also beim regelmäßigen Spielen - als Gewinner dazustehen? Man muss schon ganz schön vermessen sein, wenn man glaubt die brutalen Computerprogramme, die seit knapp 40 Jahren den mechanischen Zufallsgenerator abgelöst haben, zu überflügeln.
Klar, ist es möglich, im rechten Moment am rechten Ort zu sein und gerade mal einen Automatenzyklus zu erwischen, der einen Gewinn verspricht. Alle technischen Automatenregeln, auch die des PTB, gehen immer vom Durchschnitt aus. Also, wenn das Gerät durchschnittlich nicht mehr als 20,-- Euro je Stunde frisst, heißt das nicht, das es nach einer Stunde nur einen Zwanziger verzehrt hat. Erstens zählen die Minizwischengewinne als Auszahlung und der Gesamtverlust ist auf den Durchschnitt bezogen. Es besteht bei der Durchscnittsberechnung kein mathematischer Zwang, dass nach einer Stunde nur der Zwanni weg ist. Es kann durchaus 200,-- Euro dauern, bis eine Teilauszahlung erfolgt.
Die Höchstgewinne, die diese Automaten ausspucken, sind der Traum jedes Spielers und vor allem der Spielsüchtigen. Es gibt durchaus in einem Spiel oder einer Spielsequenz mehrere Hundert, ja sogar 1.000 Euro zu gewinnen.
Schrecklich! Was hat das mit Wohlfühlen, Entspannung, Spannung und Spiel noch zu tun.Warum schützt der Staat diese rücksichtlose Geschäftemacherei?
>Man glaubt, man sei Herr seiner Entscheidungen. Mitnichten! Findige Marketingstrategen befehlen uns, was wir gut zu finden haben und was nicht. Und das ist lange nicht alles. Wir machen das, was den Profit für die bringt, die uns beherrschen. Dabei werden wir nicht zufällig ausgesucht. Oftmals wirken wir fleißig mit. Wir gehen einfach zu lasch mit unseren Daten um.
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